Soziale Arbeit mit Suchtkranken

Die Betreuung von suchtkranken Menschen im Rahmen Sozialer Arbeit ist eine besondere Herausforderung sowohl für Sozialarbeiter und Sozialpädagogen als auch für Klienten oder Patienten.

Süchtig und dann?

Suchterkrankungen gehen meist mit gesundheitlichen und seelischen Beeinträchtigungen einher. So leiden beispielsweise alkoholabhängige Patienten durch langjährigen Konsum neben physisch-pathologischen Problemen und schweren Gesundheitsstörungen auch an sozialer Ausgrenzung. Suchtkranke sind oft von Arbeitslosigkeit, sozialer Isolation, eingeschränkter Teilhabe am gesellschaftlichen Leben oder familiären Schwierigkeiten betroffen, so dass sich das Anforderungsprofil an die Sozialarbeiter in diesen Spannungsfeldern nicht nur inhaltlich facettenreich, sondern ebenso diffizil und schwierig darstellt.

Allheilmittel Soziale Arbeit?

Die Vielschichtigkeit und Komplexität der Probleme, die sich aus derm Umgang mit Suchtkranken ergeben, erfordern multiprofessionelle Handlungs- und Lösungsansätze, die meist weit über die Möglichkeiten „normaler“ Sozialer Arbeit hinausgehen. Die notwendige Miteinbindung von Sucht- und Drogenhilfe, Selbsthilfe, sozialpsychiatrischer Dienste, kurativer Sozialarbeit oder suchtspezifischer Rehabilitation lässt die Sozialarbeit mit Suchtkranken mehr und mehr zu einer gesamtgesellschaftlichen Querschnittsaufgabe werden. Parallel dazu wächst die Erwartungshaltung an die Soziale Arbeit als gesellschaftliches Allheilmittel (fast) in den Himmel, da neben der krisenintervenierenden Unterstützung und Begleitung bei der Lebensbewältigung der suchtkranken Klienten auch die gezielte Prävention, Therapie und Nachsorge möglichst koordiniert gesteuert werden muss.

Sozialarbeiter als Netzwerker in der Mühle der Zuständigkeiten?

Die tägliche Konfrontation mit individuellen Krisensituationen, chronischen Erkrankungen oder tiefgreifenden Lebensveränderungen setzt voraus, dass sich die in diesem Berufsfeld tätigen Sozialarbeiter auf die besonderen Lebensumstände Suchtkranker einstellen können. Zudem erfordert die Komplexität der zu lösenden Aufgaben neben Theoriekenntnissen, Handlungswissen und Beziehungsfähigkeit ein teamorientiertes und abgestimmtes Handeln von Ärzten, Psychologen, Pflegepersonal, Therapeuten und Sozialarbeitern, die Kooperationsfähigkeit mit sozialen Diensten, Behörden und Angehörigen sowie die Vernetzung sozialer Dienstleistungen innerhalb des Gesundheitswesens durch alltagsorientierende Hilfen sowie fachgebietsübergreifende Begleitung (auch Case Management).

Eine qualifizierte Soziale Arbeit mit Suchtkranken verlangt einerseits spezifische Kenntnisse im Umgang mit der Klientel wie etwa eine gezielte Gesprächsführung und Wissen zu den Besonderheiten des Sucht-Versorgungssystems, anderseits aber gefestigte Persönlichkeiten. Sozialarbeiter und Sozialpädagogen können ihre eigenen Stärken bewusst und dosiert in ihrem Tätigkeitsfeld einsetzen, neben persönlicher Nähe dennoch professionelle Distanz wahren und die alltäglichen Katastrophen der Klienten durch Supervision oder Entspannung (möglichst) positiv reflektieren.

Umgang mit Suchtkranken – eine unlösbare Aufgabe?

Theorie ist : Die Soziale Arbeit mit Suchtkranken umfasst angefangen von der Förderung der Selbsthilfe und Empowerment, der Arbeit mit den betroffenen Angehörigen, sozialem Training und tagesstrukturierenden Angeboten über die öffentliche Darstellung, sozialpolitische Gremienarbeit, rechtlichen Aspekten bis hin zu Selbsterfahrungen, Präventionsmaßnahmen und Nachsorge ein breites Tätigkeitsspektrum und ermöglicht  Betätigungsfelder in Beratungsstellen, Suchtfachkliniken, Rehabilitationseinrichtungen oder Wohnheimen.

Praxis ist:

Soziale Arbeit mit Suchtkranken ist bei aller theoretischen Klarheit über Therapiepläne, Behandlungsziele, Entzug, Netzwerken oder angestrebter sozialer Wiedereingliederung kein 100m-Lauf mit Start und Ziel, sondern ein meist langwieriger Prozess auf einem (meist) schmalen Grat.

Die kritische Auseinandersetzung mit den Klienten zu möglichen Ursachen ihrer Sucht, der aktuellen Lebensumstände, Arbeitsplatzverlust oder Trennung vom Lebenspartner berührt meist tiefe persönliche Gefühle, ruft Emotionen wie Wut, Trauer oder Unverständnis hervor und kann zu positiven Reaktionen, aber auch zu Selbstmitleid, Gewalt, Resignation und Rückschlägen führen. Dies sind belastende Situationen sowohl für den Sozialarbeiter als auch für den Klient.

Soziale Arbeit mit Suchtkranken ist der Erfolg der kleinen Schritte! Wenn es Ihnen gelingt, das Umfeld Ihrer Klienten mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gemeinsam so zu gestalten, zu verändern oder zu strukturieren, dass sie das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels sehen, ist Ihre Arbeit erfolgversprechend – allerdings ohne Garantie!

Ausbildungsmöglichkeiten zum Profil Soziale Arbeit mit Suchtkranken Menschen

Mit dem Fernstudium Soziale Arbeit (B.A.) des basa online Hochschulverbundes erwerben Sie generalistisches Wissen, das Sie auch für die Arbeit mit Zielgruppen wie Kinder und Jugendliche, Familien, alte Menschen, Behinderte, aber auch für die Arbeit mit Suchtkranken qualifiziert.

Die Duale Hochschule Baden-Württemberg bietet einen dreijährigen dualen Bachelor Studiengang Soziale Arbeit (B.A.) an, der speziell auf Psychisch Kranke und Suchtkranke zugeschnitten ist.